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Magnetische Erfahrungen – Kunst begegnet Naturwissenschaft

Ausstellung im Katalogsaal der Zentralbibliothek Zürich vom 13. Januar bis 16. Juni 2010

Ein Hirte namens Magnes soll die magnetische Anziehungskraft entdeckt haben, als er sich in Schuhen mit Eisennägeln und seinem eisenbeschlagenen Stock plötzlich nicht mehr von der Stelle rühren konnte. Von ihm, so berichtet Plinius, hat der Magnet seinen Namen erhalten. «Magnetismus» ist zunächst die Beschäftigung mit einem Stein, der besondere Eigenschaften besitzt, die sich auf Nadeln aus Eisen und Stahl übertragen lassen. Sie führt allmählich zu Vorstellungen einer magnetischen Kraft. Damit rücken Neigung und Abweichung als Begriffe bei Naturforschern wie bei Künstlern und Dichtern ins Zentrum des Interesses. Die Ausstellung dokumentiert Etappen der Erforschung der physikalischen Kraft. Sie erzählt Magnes’ Geschichte in Gedichten und zeigt in Text und Bild, wie sich das Wissen über den Magnetismus geformt hat. Vier Zürcher Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart setzen sich in eigens für die Ausstellung entwickelten Werken mit den historischen Bilddokumenten auseinander.

Die Ausstellung beginnt mit Renaissancedrucken antiker Texte, die den Magnetstein mit einer Muse vergleichen, welche Dichter begeistert. Seit der Erforschung des Magnetismus in der frühen Neuzeit vermehren sich auch die Instrumente der Forscher und ihre Darstellungsmittel. Drucke von William Gilbert und Athanasius Kircher zeigen, dass mit der Verfeinerung der Kompassnadeln eine Vielzahl magnetischer Theorien und ihrer Illustrationen einsetzt. René Descartes nimmt sie auf, dessen Wirbeltheorie, wonach Partikel im Kosmos Planeten wie die Erde durchströmen, das 18. Jahrhundert beschäftigt. Diese Theorie wird vom «Geisterseher» Emanuel Swedenborg experimentell geprüft und zeigt, wie durchlässig die Grenze zwischen naturwissenschaftlicher Erforschung nicht wahrnehmbarer Kräfte und Okkultismus sein kann. So war der Schritt zum «Mesmerismus» klein, der an künstliche Magnete, magnetische Wannen und kosmische Ströme zur Heilung glaubt. Neben der Medizin und der Wissenschaft setzen sich wiederum Dichter mit dem Thema auseinander: Jonathan Swift erfindet eine magnetische Insel, Jean Paul denkt über einen Planeten im Erdinnern nach.

Die Ausstellung dokumentiert, dass der Magnetismus auch eine visuelle Geschichte besitzt. Sie setzt mit dem Brief eines französischen Ritters ein, führt über Diagramme und frühe Darstellungen phantasievoller Maschinen bis in die Gegenwartskunst. In den Vitrinen und online kann der Besucher verfolgen, wie Judith Albert, Ian Anüll, Barbara Ellmerer und Yves Netzhammer sich anhand einzelner Dokumente aus dem Fundus der Zentralbibliothek mit Darstellungen magnetischer Kräfte beschäftigen. Sie werden täglich ergänzt und weiter entwickelt. Unterstützt wird die künstlerische Produktion durch das Institut für Gegenwartskünste der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK).

Rahmenprogramm:
13. Januar:     Eröffnung und Begrüssung, Prof. Dr. Susanna Bliggenstorfer und Prof. Dr. Nils Röller, Kurator
17. Februar:     Prof. Dr. Peter Bexte, «Magnetische Experimente in Bildern»
17. März:     Prof. Dr. Siegfried Zielinski, Universität der Künste, Berlin, «Theologie des Magnetismus und der Elektrizität von der frühen Neuzeit bis zur Aufklärung»
14. April:     Olaf Raederer, Koblach, «Der Mesmerimus: System der Wechselwirkungen – Ideen-geschichtliche Betrachtungen»
16. Juni:     Diskussionsveranstaltung. Thema, Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden separat bekannt gegeben

Die Veranstaltungen finden bei freiem Eintritt jeweils um 18.15 Uhr im Vortragssaal der
Zentralbibliothek statt. Weitere Angaben unter www.zb.uzh.ch.