
Gerhard Richter, Gudrun, 1987, Öl auf Leinwand, 250 x 250 cm, Fondation Louis Vuitton, Paris. Foto: Primae / Louis Bourjac
Gerhard Richter, Gudrun, 1987, Öl auf Leinwand, 250 x 250 cm, Fondation Louis Vuitton, Paris. Foto: Primae / Louis Bourjac
Überraschend in der Retrospektive sind Kunstwerke, die nichts von Gerhard Richter Gemaltes in den Raum tragen: Rahmen, Glasplatten, Spiegel. Sie bekräftigen, dass er immer wieder einfache optische Mittel als Impulse gewählt hat. Besonders wichtig für seine Entwicklung vom Maler zum Künstler ist die Farbe grau. Zu grauen monochrome Leinwänden wird in Paris mittgeteilt, dass Orientierungslosigkeit für ihn ein Faktor ist: Darüber, ob und wie gemalte Bilder Kunst sein können. Es ist seine Achtung vor dem Grau, die ihm ermöglicht, «Ungeheuerlichkeit» auszudrücken. Ihn beschäftigt, ob und wie Bilder von Terroristen gemalt werden können, die sich in staatlicher Gefangenschaft das Leben genommen haben. Mit einem Zyklus zu ihnen in Grisaille wächst Richter zu einem Meister der Kunst. Er gibt sich allerdings nicht mit einem Farbcode zufrieden, sondern malt ausserhalb des Zyklus ein farbiges abstraktes Bild mit dem Titel Gudrun. Dieses Bild der Terroristen Gudrun Ensslin ist pointiert auf dem Umschlag des Katalogs platziert.
Gerhard Richter, Fondation Louis Vuitton, Paris; bis 2.3.2026; Ausstellung und Katalog: Dieter Schwarz in Zusammenarbeit mit Nicholas Serota